Norwegens Folklore & Volkskunst
Die norwegische Volkskunst existiert nicht als einheitliches Brauchtum. Es ist schwer zu erkennen, was Volkskunst ist und was nicht. Zum einen ist das Land dafür zu vielgestaltig - mit zahlreichen einst abgelegenen Tälern und eigenen kulturellen Ausprägungen - und zu groß, zum anderen sind besonders in Nordeuropa und Skandinavien die übergänge zwischen professioneller künstlerischer Arbeit und volkskünstlerischem Vortrag oder Schaffen mehr als fließend. Dies trifft sowohl für den Gesang als auch für die bildende Kunst zu. Zudem wird der hohe Norden des Landes von den Sami (oft als "Lappen" bezeichnet) bewohnt, die eine ganz eigenständige Kultur und einen unvergleichlichen künstlerischen Ausdruck pflegen.
Bereits die Wikinger waren geniale Zimmerleute, ihre hochseetauglichen Schiffe zeugen davon. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wurden mehrere hundert der so genannten Stabkirchen errichtet - Holzkirchen, die auf einem Gerüst aufrechter Balken ruhen. Noch heute sind über dreißig davon erhalten. Auch kleinteiliger wurde und wird mit Holz gearbeitet - zum einen über die perfektionierte Schnitzkunst bei Gebrauchsgegenständen, Möbeln etc., zum anderen über die Bauernmalerei ("rosemaling"), die ihren Ursprung in den Kirchenausmalungen hat und die aufgrund der wetterbedingt kleinen Fenster oft recht düsteren Innenräume früherer Jahrhunderte freundlicher gestalten konnte. Auch bestimmte traditionelle Strick- und Webmuster werden zur Volkskunst gezählt.
Neben Volkstänzen und Volksmusik auf traditionellen Instrumenten ist das Joiken eine besonders Norwegen>-typische Form der Volkskunst. Joiken, das ist ein Obertongesang der Sami, der sowohl mit einfachen Texten, aber auch gänzlich ohne Text gesungen wird. Die Inhalte der Joiks sind eng mit dem Leben im hohen Norden, der Natur, den Tieren, aber auch den Mitmenschen verbunden. Neuerdings wieder sehr aktuell, auch mit beispielsweise Jazzmusik verbunden, hat das Joiken seinen Ursprung vermutlich bereits in der Steinzeit.
Die Volkskunst in Norwegen erfreut sich großer Beliebtheit, wird den Widrigkeiten der Moderne doch gern die eigene Traditionsverbundenheit entgegen gesetzt. So erklärt sich auch, dass es in der Hochschule Telemark einen Fachbereich Volkskunst gibt.