Insel Lyö (Lyø), Dänemark
Kleine Insel im Süden von Fünen
Die kleine Insel Lyö ist die westlichste der Sydfünischen Inseln und liegt ca. 7km südlich von Faaborg auf Fünen. Mit einer Fläche von nur rund 6km² bietet Lyö nur einem Ort und 100 Einwohnern Platz. Der Ort Lyö liegt zentral auf der Insel und ist wie ein Angerhaufendorf aufgebaut. Mit seinen 5 Teichen ist es eines der schönsten Dörfer ganz Dänemarks. Auch der Friedhof auf Lyö ist etwas ganz besonderes und wird in vielen Reiseführern als Dänemarks schönster Friedhof beschrieben. Um das Dorf herum findet man von Hecken und Bäumen eingerahmte Felder, Wander- und Radwege und ein paar schöne Strände. Auch die alten Steinreihen an den Wegen sind auf Lyö noch größtenteils intakt. Das Tor nach Dänemark ist der Hafen von Lyö. Dort legen die Fähren von der Insel Avernakø und Faaborg an. Bis vor Kurzem lag neben dem Fähranleger ein kleiner Yachthafen. Nach dem Ausbau bietet er einer großen Anzahl von Booten Platz. Trotzdem hat er nichts von seiner idyllischen Atmosphäre eingebüßt. Neben der Hafenmeisterei findet man dort öffentliche Toiletten und Duschen, sowie einen schönen Badestrand.
Neben dem Ort, der Kirche mit dem Friedhof und der Mühle von Lyö sind mehrere Findlinge die größten Sehenswürdigkeiten der Insel. Am Nordstrand findet man einen der größten Findlinge Dänemarks. Um "Anes Kiste" oder "Anes Sarg" rankt sich eine Lyöer Sage. Am Westufer findet man den Glockenstein (Klokkestenen), einen Grabhügel aus riesigen Findlingen. Im Osten liegt Store Stenshøj, bestehend aus zwei Megalithanlagen. Südwestlich des Ortes liegt mit 24 Metern die höchste Erhebung der Insel. Die Natur der Insel zeigt noch verschiedene Spuren der letzten Eiszeit. Seltene Vogelarten finden hier ein Zuhause. Besucher, die Einsamkeit und Natur suchen finden auf Lyö einen kleinen Zeltplatz und verschiedene Ferienwohnungen. Insgesamt kann man auf der Insel auf 17 Kilometern einem ausgeschilderten Wanderweg folgen, der an allen markanten Punkten vorbeiführt. Im Nordwesten der Insel findet man auf einer Landzunge, die Revet genannt wird, ein ausgedehntes Vogelschutzgebiet. Auf den Salzwiesen finden viele geschützte Vogelarten wie die Küstenseeschwalbe, die Zwergseeschwalbe sowie der Säbelschnäbler ihr Brut- und Jagdrevier. Zu bestimmten Zeiten im Frühjahr ist die Begehung streng untersagt. Dennoch kann man die Tiere vom Vogelturm aus gut beobachten. Die Mitte markiert der See Vestersjo.
Das Angerhaufendorf Lyö (Lyø By)
Nur wenige Minuten fußläufig vom Hafen erreichbar liegt der Ort Lyø By in der Mitte der Insel. Der klassische Aufbau eines Angerhaufendorfes schart die Höfe der Bewohner um die Kirche, den Dorfanger und entlang der Dorfstraße. Auf den direkt hinter den Höfen gelegenen Feldern wurden die besonders Pflegeintensiven Pflanzen wie Flachs, Buchweizen und Erbsen angebaut. Auch das Vieh graste auf diesen Flächen. Bis 1804 wurde gemeinschaftlich angebaut, nach einer Verkoppelung war jeder für seine Felder verantwortlich. Die Häuser auf den Höfen sind klassische weiße Fachwerkhäuser mit schwarzen blaugrau abgesetzten Balken. In diesen Höfen lebten die Menschen in unmittelbarer Nähe mit ihrem Vieh. Mehrere dieser Höfe sind im Originalzustand erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz. Besonderheit des Ortes sind die 5 Teiche.
Für die im Hafen liegenden Segler bietet er neben dem historischen Ambiente auch die einzige Möglichkeit zum einkaufen. Ein kleiner Laden bietet ein ausgewogenes Angebot des täglichen Bedarfs. Man findet einen Frisör und einen Arzt. Auch öffentliche Toiletten gibt es im Ort und am Hafen.
Die Mühle von Lyö
Die Mühle von Lyö ist von allen Punkten auf der Insel sichtbar. Sie steht nahe Lyø By inmitten der Felder auf einem der höchsten Punkte der Insel. Von der Mühle hat man dann einen wunderbaren Blick über Lyö. Von 1821 bis 1876 stand an dieser Stelle eine Bockwindmühle. Bei diesem Mühlentyp musste die gesamte Mühle in den Wind gedreht werden. Die Mühle von Lyö stand zuerst in Faaborg, ab 1793 auf Aerö und später auf Lyö. Im Jahr 1876 wurde sie dann abgerissen und durch eine praktischere Holländermühle ersetzt.
Der Glockenstein - Dolmen auf Lyö
Von den ehemals über 50 Dolmen und Grabhügeln auf Lyö sind heute gerade mal 5 erhalten geblieben. Dabei handelt es sich um Grabkammern für Stammesoberhäupter aus der Zeit 4.000 - 3.000 v.Chr. Der Glockenstein von Lyö wird auf der Zeit 3.500 - 3.100 v.Chr. datiert und ist sehr gut erhalten. Er liegt im Westen der Insel auf einem 20m hohen Hügel. Bei gutem Wetter hat man von hier aus eine wunderbare Sicht auf die Ostsee. Seinen Namen erhielt der Glockenstein, da er einen hellen Ton abgibt, sobald auf ihn geschlagen wird.
Dänemarks schönster Friedhof
Um die typisch für die südfünischen Inseln gestaltete Kirche findet man den Friedhof als Rundfriedhof angelegt. Die Kirche aus der Zeit der Reformation ragt weit sichtbar über den Ort. Der weiß gekalkte Bau wird von einem roten Ziegeldach gekrönt und steht mitten auf dem Dorfanger. Der kreisrunde Friedhof ist nach einer Tradition angelegt, die auf Ziergärten der Renaissance zurückgeht. Die Gräber sind alle nach Osten ausgerichtet. Eine Besonderheit - beim Gottesdienst sitzen Männer und Frauen noch immer getrennt von einander.
Die Geschichte von Lyö
Besiedelt war Lyö schon seit der Eisenzeit, doch die ersten Bauern kamen im Jahr 1540 auf die Insel. Es waren 24 Bauernfamilien, die nach einem fehlgeschlagenen Aufstand auf die Insel verbannt wurden. Sie bilden die Grundlage der heutigen Inselbevölkerung. Einige Familien bewirtschaften sein 450 Jahren den selben Hof. Neben der Landwirtschaft betrieben die Bewohner der Insel Fischfang und Handel mit Fünen und einigen Nachbarinseln. Bescheidenen Reichtum erlangten die Insulaner, als sie begannen mit den Regionen südlich der Insel zu handeln. Die Frauen der Insel pflegen eine lange Tradition der Stickerei. Die reich verzierten Trachten werden zu besonderen Feiertagen noch heute getragen. In der Inselkirche findet man ein an Stickereien reiches Altartuch. Wer Interesse an den Lyöer Trachten und Bräuchen hat, findet im Kulturgeschichtlichen Museum in Faaborg einen eigens eingerichteten Lyö-Raum. Ein Brautbett aus dem 18.-19.Jahrhundert ist zentrales Ausstellungsobjekt. Reich verziert mit Stickereien war es ein Beweis für den Wohlstand der Familie. Traditionsreich ist auch die Hasenjagd auf Lyö. Mit Netzen wurden die kleinen Tiere gefangen und dann an Jäger verkauft.
Die Gefangennahme des dänischen Königs Valdemar
Ein besonderes Ereignis in der Inselgeschichte war die Gefangennahme des dänischen Königs Valdemar (der Sieger 1170 - 1241). Zu dieser Zeit war Lyö laut verschiedener Schriften im Besitz des Königs und dazu äußerst Wald- und Wildreich. Die Insel galt als beliebtes Jagdrevier des Königs. Auch am 6. und 7. Mai des Jahres 1223 ritt König Valdemar der Sieger mit seinem 14-jährigen Sohn zur Jagd auf der Insel aus und wurde dort von Graf Heinrich von Schwerin gefangen genommen. Erst nach dreijähriger Haft kaufte sich der König durch Abtretungen von norddeutschen Ländereien frei. Heute erinnern verschiedene Ortsbezeichnungen wie "Kongens Made" oder "Grevens Dyvelstykker" an diese Begebenheit. Seit 1923 findet man im Ort einen Gedenkstein daran.
Sagen auf Lyö
Es halten sich verschiedene Sagen auf Lyö, die auch Besuchern gerne erzählt werden. Eine handelt vom großen Findling "Anes Sarg". Dieser große schwarze Stein liegt an der Landspitze Revet. Die Namensgeberin "Zottel-Ane" wurde mit ihren Söhnen angeklagt und als Hexe hingerichtet. Vor ihrem Tod drohte sie, die Insel niemals zu verlassen. So setzte man sie in ihrem sarg bei ablandigem Wind auf der Ostsee aus. Doch so oft man den Sarg auch ins Wasser setzte, er trieb immer wieder an Land. Letzten Endes verwandelte die vermeintliche Hexe den Sarg in einen schwarzen Stein, an dem heute der Name steht.
Eine weitere Sage handelt vom gewalttätigen Insel-Pfarrer Søffren Jensen (1632-1675), der den Spitznamen Skræphat trug. Der brutale Mann trieb seine Kirchensteuern selbst ein. Nachdem eine Bauersfrau an den Verletzungen starb, die er ihr zufügte, wurde der Pfarrer als Inselautorität nicht verurteilt. Trotzdem fand er keine Ruhe mehr. Nach seinem Tod wandelte er ruhelos bis heute über die Insel. Man erkennt ihn an seinem schleppenden Schritt.